Jedes Ihrer Projekte ist einzigartig. Auch das Neubauprojekt HELMHOUSE gleicht u. a. durch vier unterschiedliche Wohnungskategorien keinem anderen. Wie gelingt Ihnen das?
Ich bin kein Architekt, der eine eigene, unveränderliche Designsprache erfunden hat und diese dann immer wieder anwendet. Das mag in manchen Fällen von Vorteil sein, kann aber auch dazu führen, dass man sich zu oft wiederholt und stets dasselbe Gesicht zeigt. Besonders in einer Stadt wie Berlin wäre es schwierig, immer mit der gleichen Herangehensweise zu planen. Mein Prinzip ist es, stets von der Umgebung auszugehen und je nach Kontext neu zu entscheiden: Setzt man einen bewussten Kontrapunkt oder fügt man sich in die bestehende Struktur ein? Diese Herangehensweise wird auch von der Stadt zunehmend verstanden und geschätzt.
In Bezug auf unser Projekt im Prenzlauer Berg haben wir uns klar für eine Einfügung entschieden. Zusammen mit meinem Partner Philipp Bauer und unserer Kollegin Anissa Landgraf haben wir eine Architektursprache entwickelt, die zwar erkennbar im 21. Jahrhundert verwurzelt ist und sich mit den heutigen Möglichkeiten des Bauens auseinandersetzt, gleichzeitig aber auch als würdige Ergänzung zu den bestehenden Gebäuden, darunter viele aus der Gründerzeit, betrachtet werden kann. Das Stadtbild im Prenzlauer Berg ist relativ homogen, und man muss sich gut überlegen, ob man einen Kontrapunkt setzen möchte oder ob es sinnvoller ist, sich harmonisch einzufügen, um das historische Gefüge nicht zu zerstören.
In meinem bisherigen Werk gibt es ein Beispiel für einen deutlichen Kontrapunkt im Prenzlauer Berg: das Gebäude des Museums für Architekturzeichnung von meiner Stiftung. Dieses Projekt wird allgemein als gelungener Kontrapunkt anerkannt, aber solche Entscheidungen sind nicht immer möglich und auch nicht immer gerechtfertigt.
Beim HELMHOUSE waren wir der Meinung, dass unser neues Gebäude eine würdige Ergänzung zu den bestehenden, wertvollen Wohnhäusern darstellt. Wir haben bewusst darauf geachtet, eine weitere „Perle“ in die Kette dieser traditionsreichen Bauten einzufügen.
Ihre Frage zielt auch auf die unterschiedlichen Wohnungskategorien ab, darunter zum Beispiel die Townhouses im hinteren Bereich des Grundstücks. All diese Typen entstammen ursprünglich der guten Berliner Wohntradition und wir führen diese fort, indem wir sie modern interpretieren und ergänzen. In diesem Sinne handelt es sich bei unserem Projekt um eine echte Einfügung – eine weitere wertvolle Zutat zum Berliner Wohnungsensemble.